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Carin Grudda setzt ihre Ideen in Bildern, Kaltnadelradierungen, Assemblagen und Skulpturen um und findet in jedem Medium ihre Ausdrucksweise. Sie erschafft Protagonisten, die von einer anderen Welt erzählen und sich in ihren Werke zwischen zwei Welten bewegen: zwischen Realität und Fiktion, zwischen Innen un Außen und letztlich auch zwischen den Zeiten. Hinweise auf die zwei Welten finde sich in der ihr eigenen Ikonografie. Das dualistische Augenpaar mit nach unten gerichteten Wimpern und einem wachen Auge, dessen Wimpern wie ein Sonnenstrahlenkranz um das Auge tanzen, steht für den nach innen und außen gerichteten Blick. Auch der Sprung als Motiv taucht in all ihren Arbeiten auf und zeigt an, dass sich die Figur in einem „Dazwischen“ befindet. Ein Sprung bedeutet, sich für einen kurzen Augenblick von der Erde zu lösen und erst mit
dem Aufsetzen des Fußes beginnt etwas Neues. Als Metapher verweist der Sprung auf einen neuen Abschnitt.
In ihrem Skulpturenpark „Tra i mondi“ („Zwischen den Welten“) in Lingueglietta, Italien, versammelt sie fernab der Urbanität zwischen Olivenhainen mit Meerblick ihre Figuren aus dem unvergänglichen Material der Bronze. Carin Grudda bezeichnet die Bronze als nobles Material, das sich dem Verfall und der Endlichkeit zu entziehen vermag und tatsächlich scheint die Zeit in ihrem Park still zu stehen.
Die Kaltnadelradierungen von Carin Grudda faszinieren mit einem malerisch anmutenden Liniengewirr.
Hierfür wird eine Zeichnung direkt mit einer Stahlnadel in die Druckplatte eingeritzt. Die Linienstärke verhält sich dabei proportional zum Kraftaufwand. Je tiefer die dabei entstehende Rille eingearbeitet wurde, desto schwärzer erscheint die Linie später auf dem Druck. Typisch für die Kaltnadelradierung von Carin Grudda ist, dass sich keine freie Fläche finden lässt, die Linien hüllen den gesamten Bildgrund ein. In diesem komplexen Liniengebilde tummeln sich ihre Figuren zwischen den Welten.
Die Assemblagen von Carin Grudda sind der Inbegriff des Zufalls. Gefundenes Material wie Strandgut oder Relikte aus der Gießerei bildet die Grundlage. Im Gegensatz zur Collage schreibt die Assemblage die Verbindung der einzelnen Elemente nicht fest. Sinnzusammenhänge können sich neu ergeben und je nach Prägung des Betrachters unterschiedliche Beziehungen der Teile zueinander gefunden werden. Den Objekten haftet noch die Erinnerung an ihre vergangene Funktion an, bis sie sich in den Kunstwerken von Carin Grudda zu völlig Neuem verwandeln.