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Werner Reinisch (*16. Dezember 1930) führt in seinen Arbeiten figurative und abstrakte Elemente zusammen. Das Oeuvre umfasst Ölgemälde, Radierungen, Lithografien, Zeichnungen und Aquarelle. Die leuchtenden Farben und energiegeladenen Linien gehören zum Ordnungsprinzip des Künstlers. Nach dem Vorbild der Natur existieren für ihn zwei Prinzipien, das Männliche und das Weibliche, die durch die künstlerischen Elemente der Zeichnung und der Farbe im Bild vereint werden. Dabei beruft er sich auf eine Aussage Picassos, wonach ein Künstler die Natur nicht nachahmen, sondern vielmehr ihrem Prinzip folgen sollte.
Die Zeichnung ist für Reinisch die Basis, sie bildet für den Künstler eine Art Skelett, das das Bild zusammenhält und trägt. Doch das eine funktioniert nicht ohne das andere. In seiner Kunst dominiert mal das Weibliche und mal das Männliche, es ist ein ewiges Zusammenspiel. Die Farbigkeit seiner Werke ist besonders eindringlich. Als Student der Staatlichen Akademie in Karlsruhe wurde er durch Erich Heckel von der expressionistischen Kunst der sogenannten „Brücke“ geprägt.
Wiederkehrende Motive in seinen Bildern sind biografisch geprägt. Als Werner Reinisch 1962/63 Deutschland hinter sich ließ und nach Frankreich auswanderte, nahm er nur wenig mit. Sein Hund begleitete ihn als eine der wenigen Bestandteile seines alten Lebens und hat daher eine große Bedeutung. In seiner Kunst kann der Hund zwei konträre Rollen einnehmen: Entweder er verkörpert das Böse, das Fressende, oder er steht für den Wegbegleiter, der bedingungslos da ist.
Kurz nach seiner Ankunft in Frankreich begegnete er der Kunststudentin Maryse, die ihn bis zu ihrem Tod 2015 als Lebensgefährtin begleitete. Ihr Gesicht taucht in den Werken als Konstante durch alle Schaffensperioden auf, mal in deutlichen Konturen, mal im Profil und mal als zarte Andeutung. Im Süden Frankreichs im Département Ardèche ließ sich Werner Reinisch schließlich nieder. Hier lebt er seither naturverbunden, umgeben von unberührter Landschaft und Tieren.
Dabei hat das Pferd schon immer eine große Rolle im Leben des Künstlers gespielt. Bereits als Jugendlicher war er vom anmutigen Wesen der Tiere begeistert. Später besaß er mehrere Pferde und konnte diese bis ins Alter von 70 Jahren noch einreiten. Die Verbindung zu Pferden spielt nicht nur in seinem Leben, sondern auch in seiner Kunst eine starke Rolle. „Wenn man sich mit Pferden umgibt, hat man sie auch im Kopf“, so der Künstler.
Werner Reinisch holt seine Bilder immer wieder hervor, um sie zu überarbeiten. Der Künstler beschreibt den Vorgang folgendermaßen: „Manchmal fehlt noch ein Strich oder etwas Farbe, damit die Bilder zu leben beginnen. Es sind meist nur Kleinigkeiten. Erst wenn sie Leben in sich haben, sind sie fertig.“ Dann wirken seine leuchtenden Bilder, als seien sie einem Traum entnommen.